Br. René Schon hat in seinem Blog einen lesenswerten Beitrag zum Thema Freimaurerei und Musik veröffentlicht: Die Stücke, die üblicherweise nach den Reden gespielt werden, sind ja heute ein Hauptbestandteil unserer rituellen Zusammenkünfte. Das war aber nicht immer so: Der Brauch, bei freimaurerischen Arbeiten Musik zu spielen und gemeinsam zu singen, hat sich offenbar erst nach und nach entwickelt. Und mein Eindruck, dass – gerade wenn auch mal gesungen werden muss – es manchmal vielleicht etwas an Eifer und Übung mangelt, scheint keine neue Entwicklung zu sein. René zitiert aus dem »Internationalen Freimaurer Lexikon« von Lennhoff/Posner:
»In allerjüngster Zeit ist in Holland und Frankreich der Versuch unternommen worden, die mitunter auch unzulänglichen Darbietungen durch gute Schallplatten zu ersetzen…«
– früher war also offenbar doch nicht immer alles besser! ;)
Traditionell gibt es in Logen einen Bruder, der für die Auswahl der Musik zuständig ist und einen, der die Reden hält. Aber macht hier Arbeitsteilung wirklich Sinn? Im Idealfall sollten Rede und Musik eine Einheit bilden, die Musik zum Thema der Rede passen, das Gesagte unterstreichen.
Ich habe nicht nur das große Glück, dass in meiner Loge der Redner auch die Musik auswählt – er hat dabei auch ein verdammt gutes Händchen. Aber insgesamt würde ich mir in der Freimaurerei doch einen kreativeren Umgang mit Musik wünschen. Zeitgenössische Komponisten (die Berliner Loge »Avantgarde« nutzt z. B. Stücke von Philip Glass) oder gar Pop-Songs von Xavier Naidoo (schon gehört: »Was wir alleine nicht schaffen«) sind immer noch Ausnahmen. Viele Logen verlassen sich lieber weiterhin auf altbewährtes, z. B. aus Mozarts »Zauberflöte«. Tut halt keinem weh. Stört nicht.
Aber muss Musik wirklich immer »gefällig« sein?
Ich habe mal zur Aufnahme eines neuen Bruders von Peter Fox »Alles neu« aufgelegt (s. o.).
Das Lied – eingespielt mit den Berliner Philharmonikern – ist zugegebenermaßen bestimmt nicht jedermanns Sache, beschreibt aber mit ziemlich ›flottem Beat‹, Augenzwinkern und extrem starken Metaphern die euphorisierende Kraft, die einem Neuanfang innewohnen kann. Eine Stärke, die m. E. jedem Lehrling für seinen Neuanfang im Freimaurerbund und die vor ihm liegende Arbeit am rauen Stein zu wünschen wäre. In »Alles neu« geht es darum, aufzuräumen und mit alten Gewohnheiten zu brechen.
Nach der Arbeit kam dann ein älterer Bruder zu mir:
»Also Deine Rede war ja schön und gut, aber die Musik war echt schrecklich!«
Ich habe ihn schmunzelnd angeguckt: »Oh, hab‘ ich Dich damit etwa wieder aufgeweckt?«
»Kann man so sagen!«
»Na, dann habe ich ja doch alles richtig gemacht.«
Musik im Ritual muss eben nicht immer gefällig sein – Hauptsache, sie passt zum Anlass, erfüllt ihren Zweck. Und was heute ebenfalls oft vergessen wird: Was mittlerweile »Klassik« ist, war früher im Grunde »Pop«. Populär.
Hier geht’s zum Text von Br. René Schon.