Was sind Freimaurer/was ist Freimaurerei? Der US-Autor des Freimaurer-Bestsellers »Das verlorene Symbol« Dan Brown fasst es so zusammen:

»In einer Welt, in der sich Menschen wegen der Frage bekriegen, wessen Definition von Gott die richtige ist, kann ich gar nicht genügend ausdrücken, welch‘ tiefen Respekt und Bewunderung ich für eine Organisation hege, in der Männer unterschiedlicher Glaubensrichtungen in der Lage sind, miteinander ›das Brot zu brechen‹ – in einem Band von Brüderlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft.«

Freimaurerei fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten. Der Mythos lebt, was nicht zuletzt Bestseller von Autoren wie Dan Brown beweisen.

Doch was sich wirklich hinter der geheimnisumwitterten Bruderschaft verbirgt, der Prominente wie Karlheinz Böhm, Goethe, Knigge, Lessing, Mozart und Axel Springer angehören bzw. -gehörten, wissen die wenigsten.

Dieser Text bietet erste Einblicke in eine außergewöhnliche Gemeinschaft, die aus den Steinmetzbruderschaften des Mittelalters erwachsen ist; deren Brauchtum also mindestens Jahrhunderte alt ist, deren Symbolik jedoch bis in die Antike zurückreicht und die dennoch zeitgemäße Antworten auf zeitlose existenzielle Fragen zu bieten hat.

Freimaurer – vom mittelalterlichen Kunsthandwerk zum erfolgreichsten Persönlichkeitstraining

Die wichtigsten Freimaurer Symbole

Die legendären Wurzeln der Freimaurer reichen bis in die Antike zurück. Nachweisbar ist, dass die heutige Freimaurerei im Mittelalter aus sog. Steinmetzbruderschaften hervorgegangen ist, also den Vereinigungen jener Kunsthandwerker (engl. »Freemasons«), die mit der Errichtung von Kathedralen ihren Unterhalt verdienten.

Voraussetzung war ein ungewöhnlich hoher Bildungsgrad. Eine Kathedrale mit mittelalterlichen Mitteln zu errichten, war eine Meisterleistung, Bauleute waren entsprechend gefragte Fachkräfte. So gefragt, dass sie ständig unterwegs waren, in einer Zeit, in der die wenigsten Menschen mehr als ihr eigenes Dorf kennengelernt haben.

Die Steinmetzbrüder waren gewissermaßen die ersten nicht adeligen und nicht geistlichen Kosmopoliten. Sie eigneten sich einen Horizont an, der weit über Landesgrenzen hinausreichte, mit einem grenzübergreifenden Netzwerk lokaler Bauhütten (engl. »Lodges«, »Logen«), in denen das Brauchtum gelehrt und das Fachwissen an neue Brüder weitergegeben wurde.

In diesen Logen gab es in Ansätzen sogar bereits ein soziales Sicherungssystem und eine demokratische Struktur. Und natürlich setzte solch eine grenzübergreifende Vereinigung Toleranz gegenüber Andersdenkenden voraus – damals ebenfalls ungewöhnlich!

Die Entstehung der Gotik

Vermutlich infolge der Kreuzzüge brachten die Steinmetze um 1300 die Gotik vom Morgen- ins Abendland, einen Baustil, der philosophisches und spirituelles Wissen verschiedenster Epochen und Kulturkreise spiegelt.

Als der gotische Bauboom im 16. Jahrhundert durch Aufklärung und Reformation zum Erliegen kam, sicherten englische Logen ihr Fortbestehen durch die Aufnahme von fachfremden Fördermitgliedern. Da die Steinmetzbruderschaften wegen ihrer weltoffenen Haltung immer noch hohes Ansehen genossen, zogen die Logen auch Adelige und Bürgerliche an – darunter Dichter und Denker, Kaufleute und Kirchenmänner, Forscher und Handwerker. Und weil die Brüder – eigentlich zum Schutz des Fachwissens vor der Konkurrenz – traditionell zur Verschwiegenheit verpflichtet waren, konnten sich in den Logen Menschen verschiedenster Herkunft und Stände gefahrlos über damals revolutionäre Ideen austauschen.

Die Gründung der »modernen« Freimaurerei

Offizielles Gründungsdatum der ‚modernen‘ Freimaurerei ist der Zusammenschluss von vier englischen Logen zur »United Grand Lodge of England« am 24. Juni 1717. Die Freimaurerei ist seitdem zu einer »weltumspannenden Bruderkette« mit rund sechs Millionen Freimaurern gewachsen, deren Brüder sich u. a. für die Abschaffung des Absolutismus, für Demokratie und die Anerkennung der Menschenrechte, das Ende der Sklaverei, die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika und moderner Nationalstaaten einsetzten.

Unsere Logen sind noch heute Schnittstellen der Gesellschaftsschichten. Noch heute werden Freimaurer ermuntert, sich mit alten Idealen, neuen Ideen und wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Und noch immer ist es Ziel, Brücken zu bauen, statt einander anzufeinden. Auch das Brauchtum der Steinmetzbruderschaften, das Jahrhunderte alte Ritual mit seinen Jahrtausende alten Symbolen, wird noch weitestgehend unverändert in den Logen gepflegt. Es soll die Brüder dazu ermuntern, sich u. a. in Toleranz gegenüber Andersdenkenden zu üben und für zeitlose Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf- und einzustehen.

Freimaurer und Freimaurerei heute

Fragt man zwei Brüder, was Freimaurerei ist, bekommt man garantiert drei Antworten. Im Bestseller »Freimaurer in 60 Minuten« findet sich folgender zeitgenössischer Vergleich:

»Freimaurerei ist das älteste und erfolgreichste Persönlichkeitstraining der Weltgeschichte mit einer langen Referenzliste prominenter Brüder.«

Und weiter (hier nur verkürzt aus dem Vorwort wiedergegeben):

»Auch in der Freimaurerei geht es um Bewusstseinsveränderung, um ein ›besserer‹ Mensch zu werden. Frei nach der Aufforderung eines prominenten Weisen aus dem Morgenland: ›Metanoeite‹ – ändere Deinen Sinn! Das forderte Johannes der Täufer, Schutzpatron der Freimaurerlogen, laut biblischer Überlieferung. (…) Auch die Freimaurerei setzt auf die Macht beeindruckender Rituale und Jahrtausende alter Symbole, um den psychologischen Prozess der Selbsterkenntnis und -veredelung in Gang zu setzen und zu halten. Denn laut Hirnforschung sind wir zwar durchaus in der Lage, unsere Verhaltensweisen zu ändern, jedoch nicht an einem Wochenende. Sinnbildlich wird dieser langwierige Prozess durch die Wandlung des eigenen Ichs vom rauen Stein zum harmonischen Kubus verdeutlicht. Die Freimaurerei bietet Ihnen die Werkzeuge, um an den Macken dieses rauen Steins zu arbeiten, die Ecken und Kanten zu schleifen, bis sich sprichwörtlich darauf bauen lässt. (…) Das Ziel steckt sich jeder selbst. (…) Freimaurerei ist Veränderung. (…) Freimaurerei baut immer auf dem bestehenden Menschen auf, um Menschen aufzubauen. (…) Dieser Weg der Selbstoptimierung ist zwar unbequemer und keine Schnellstraße, wie sie Motivations- und Persönlichkeitstrainer versprechen. Dafür haben wir dann aber bleibende ‚Erinnerungen‘ zu bieten, weil Freimaurerei learning by doing oder – bezogen auf die Metapher des Weges – learning by going ist (…).«