Ein oft beschworenes Motto der Freimaurerei ist ja »Einheit in Vielfalt«. Aber wenn man erstmal etwas länger dabei ist, kann man manchmal über Vielfalt (und Einfalt) auch den Blick fürs Einheitliche verlieren und die Grenzen des Mantras kennenlernen.
Umso schöner ist es dann, wenn man plötzlich wieder feststellt, dass sogar Brüder anderer Logen andernorts (u. a. durch die Freimaurerei inspiriert) offenbar zu ähnlichen An- und Einsichten kommen, sogar, wenn es nicht mal um unbedingt klassische freimaurerische Themen geht. So ging’s mir jedenfalls beim Lesen dieses Beitrags im Blog von Freemason75. Er hat sich durch die Freimaurerei (in seinem Fall ein Vortrag in seiner Loge) ermutigt gefühlt, einen Organspendeausweis auszufüllen und künftig mit sich herumzutragen.
Mir ging’s ähnlich.
Und der Großmeister des Dachverbands der deutschen Freimaurerei, Prof. Rüdiger Templin, hat sowieso immer einen Spenderausweis dabei. Er macht sich nämlich als Transplantationsmediziner und ehemaliger Generalsekretär der deutschen Transplantationsgesellschaft auch heute noch für das Thema stark.
Irgendwas muss also an dieser Einheit in Vielfalt doch dran sein. ;)
P. S. (ein langes): Das Thema Organspende ist mit vielen Vorurteilen und Ängsten behaftet. Skandale, wie die um Bestechungsmöglichkeiten für einen höheren Platz auf der Spenderliste, machen es natürlich nicht besser. Und es ist sicherlich auch kein Vergnügen, sich – wie ja auch symbolisch im dritten Grad der Freimaurerei – schon zu Lebzeiten mit dem Tod auseinanderzusetzen. Ich kann also sehr gut verstehen, wenn Menschen für sich entscheiden keinen Organspender-Ausweis auszufüllen (oder auch keine Organspende anzunehmen). Es sollte also jedem selbst überlassen bleiben, wie er mit dem Thema umgeht. Für mich war letztlich vor allem die Frage entscheidend, ob ich eine Organspende annehmen würde, wenn ich darauf angewiesen wäre. Und damit war es für mich dann auch nur selbstverständlich, auch als Spender zur Verfügung zu stehen, wenn ich meine Organe mal irgendwann nicht mehr brauchen sollte. Nehmen, ohne Geben zu wollen, das wäre für mich jedenfalls nicht in Ordnung gewesen. Das ist aber nur meine Meinung. Meine Gattin tut sich mindestens schwer mit dem Gedanken, dass der Körper eines geliebten Menschen irgendwann als Ersatzteillager dienen könnte. Man sollte also nicht nur an die Menschen denken, deren Leben man mit seinen Organen vielleicht irgendwann retten könnte, wenn man selbst nicht mehr zu retten ist, sondern auch an seine eigenen Hinterbliebenen. Der Organspenderausweis berücksichtigt auch diese Möglichkeit: Ich habe also in Absprache mit meiner Frau in meinem Ausweis die Option angekreuzt, dass sie im Falle eines Falles verfügen darf, wenn ich selber keine Entscheidung mehr treffen kann.
Und für alle, die sich so einen Ausweis jetzt auch mal anschauen wollen: Hier kann man ihn sich zum Ansehen, Ausdrucken und Ausfüllen ganz einfach herunterladen.