Dabei geht es um das richtige Verhältnis von Emotion und Ratio in unserem Leben.
Die Freimaurerei bedient beides. Das Ritual wirkt auf das Gemüt und schließt den Menschen auf. Vorträge und Literatur versorgen den Geist. Wir reden von der psychologischen und der intellektuellen Wirkung des Rituals.
Es geht uns als Brüder und Schwestern um die intellektuelle Auseinandersetzung aber letztendlich doch auch um die Emotionen, die wir im Ritual und in der Loge erleben. Als Kind der Aufklärung oder auch als Schwester derselbigen spielt die Vernunft für uns eine große Rolle. Aber kann es Vernunft ohne Emotion überhaupt geben?
Wie gehen wir um mit unseren Emotionen? Können wir zu ihnen stehen und sie als Kraft wahrnehmen oder versuchen wir sie immer hinter einer Maske aus Rationalität zu verbergen? Wir kennen das alle – dicke Bücher sind geschrieben worden über die Freimaurerei aber haben die uns wirklich weitergebracht? Sehr schnell verlieren wir uns in Details anstatt zum Kern der Sache vorzudringen. Und auch bei der Selbsterkenntnis sorgt der Intellekt manchmal für einen Schleier vor unserem Wesen.
Die Stoiker, haben sich zu diesem Thema schon 300v. Chr. darüber Gedanken gemacht. Auch heute noch ist manch einer davon überzeugt, dass in der Ratio alle Kraft liegt und es darum geht, dass wir mit dem Kopf unseren Bauch kontrollieren, Aber haben wir nicht alle schon mal erlebt, dass der Bauch unserem Kopf meilenweit voraus ist? Dass wir den Kopf im Grunde nur benutzen, um unsere Bauchentscheidung zu legitimieren?
Obwohl wir immer davon reden, dass das Ritual erlebt werden muss und nicht erzählt werden kann, fällt uns der Zugang zu unseren Emotionen manchmal schwer. Auf der anderen Seite gehen die Emotionen mit uns durch, nämlich dann, wenn wir streiten, wenn wir Recht haben wollen und wenn wir beleidigt sind.
Offensichtlich haben wir ein ambivalentes Verhältnis zum Thema, und gerade dann macht es vielleicht Sinn, darüber nachzudenken, welche Rolle Emotion und Ratio eigentlich für uns haben. Handelt es sich um Antagonisten oder um sich gegenseitig bedingende Sachen?
Wie bringen wir beides so zusammen, dass Selbsterkenntnis funktioniert und wir wirklich reifen?
Jeder kennt die Situation, wenn man im Ritual sitzt und einen das Schauspiel ergreift. Wenn wir beeindruckt sind, wenn uns vielleicht eine Träne der Rührung entweicht. Dann wiesen wir, dass alles gut war, und nicht immer können wir erklären warum. Das ist der Augenblick wo das Ritual zu mehr wird als zur Summe seiner Teile, vergleichbar mit der herausragenden Interpretation eines Musikstücks. Mit der Ratio ist das dann nicht mehr zu erfassen und doch ist es wahrhaftig und offenbar.
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