Eine Weihnachtsgeschichte von Ochsen und Eseln – und einem Weisen aus dem Abendland

Die Weihnachtszeit rückt näher und damit taucht auch wieder die Frage nach Weihnachtsgeschichten für (Logen-)Weihnachtsfeiern auf. Folgende kurze aber nachdenkliche Anekdote, die ich ursprünglich für mein Booklet Freimaurer 2.0 festgehalten hatte, ist mein persönlicher Favorit:

In einer alt-ehrwürdigen Freimaurer-Loge wurde einst diskutiert, ob man erstmals die traditionelle Adventsfeier in ein repräsentativeres Umfeld verlegen sollte, statt wie üblich wieder in einem inzwischen in die Jahre gekommenen Gasthof zu feiern. Nachdem Traditionalisten und Modernisierer all ihre überzeugenden Argumente vorgebracht hatten, meldete sich schließlich der Alt-Logenmeister mit folgender Geschichte zu Wort:

»Es war einmal vor langer Zeit ein Kind geboren in einem Stall. Die Eltern hörten, dass gar viel Volk auf dem Weg zu Ihnen war und sogar drei Weise aus dem Morgenland ihre Aufwartung angekündigt hatten. Sie kamen deshalb überein, dass eine derartige Herberge wohl kaum ein geeigneter Rahmen wäre und beschlossen, sich nach etwas Repräsentativerem umzuschauen. Bethlehem hätte da auch zu wenig zu bieten und es wäre am Besten, man ziehe in einen der Paläste der Nachbarstädte. Gesagt, getan. Es war ein strahlender Rahmen für die Präsentation; nur das Kind weinte aus unerfindlichen Gründen und Ochs und Esel waren nicht mehr dabei. Die drei Weisen kamen übrigens erst gar nicht; sie reisten zu einem leeren Stall, denn der Stern stand unverändert über der Krippe…«

Die Brüder entschieden sich, wieder in ihrem Gasthof zu feiern.

250 Millionen Dollar – die teuerste Grußbotschaft der Welt

Liebe Brüder (und alle, die’s vielleicht noch werden wollen),
die teuerste Grußbotschaft der Welt hat 250 Millionen Dollar gekostet und teils freimaurerischen Inhalt. Empfänger unbekannt, 1977 mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 ins All geschossen. Es sind zwei Schallplatten. Darauf: Ethnische und vergleichsweise moderne Musik, aber auch Klassisches, darunter eine Arie aus Mozarts Freimaurer-Oper »Die Zauberflöte«, plus einige akustische und optische Eindrücke der Erde. Dieses einzigartige »Weltbild« hat bisher rund 20 Milliarden Kilometer zurückgelegt und nach allem, was man weiß, noch keinen Empfänger erreicht. Noch funken die Voyager-Sonden jedenfalls zur Erde. Bis spätestens 2025. Danach fliegen sie zwar weiter, aber »der Saft ist alle«. Hier bei uns auf der Erde hat sich inzwischen natürlich einiges getan. Sowohl musikalisch, als auch technisch. Eigentlich entspricht schon jetzt vieles von dem, was da seit mehr als 30 Jahren im All von uns unterwegs ist, nicht mehr dem heutigen Stand. Wir würden heute also sicherlich anderes auf solche Schallplatten pressen – wobei: Auf Schallplatten? Wahrscheinlich würden wir mittlerweile CD ROMs, DVDs oder sogar »Blu-rays« ins All schießen. Wir hätten damit ja die Möglichkeit, nicht mehr nur einzelne Lieder, sondern gleich ganze Alben, Filme und Bücher auf die Reise zu schicken, um Außerirdischen ein wesentlich umfangreicheres Bild von uns zu vermitteln. Natürlich weiß niemand mit Sicherheit, ob’s da draußen wirklich noch jemanden ausser uns gibt. Und wenn, ob diese Wesen dann überhaupt in der Lage wären, unsere Botschaften abzuspielen und zu dekodieren. Aber was wäre, wenn? Zwar nur ein Gedankenspiel, aber eines, dass besonders aus freimaurerischer Sicht interessant ist. Immerhin geht’s ja bei uns in der Freimaurerei um Reflexion. Gerade wir Brüder sollen uns ja fragen, was uns als Menschen eigentlich ausmacht, wie wir wahrgenommen werden und wie wir wahrgenommen werden wollen. Also: Angenommen, Ihr entscheidet – was würdet Ihr »Außerirdischen« heute auf eine Disc brennen? Diese Frage habe ich nach gleicher Einleitung bei einem Logenabend gestellt. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Anregungen: Ein Gast empfahl die freie Enzyklopädie »Wikipedia«, ein anderer die Bücher der Weltreligionen, ein weiterer das Bild einer Weihnachtskrippe – Maria, Josef und das Jesus-Kind als »Symbol für Liebe und Familie« als »kleinste Einheit und Keimzelle unserer Gesellschaft«. Ein Bruder wählte dazu passend das Foto von sich und seiner Tochter unmittelbar nach ihrer Geburt. Ein anderer entschied sich dagegen für »Kontrastprogramm«: Den Holocaust-Film »Schindlers Liste«. Er war nämlich der Meinung, wir wären schließlich auch zur Ehrlichkeit verpflichtet. Und vermutlich hätte sogar ausgerechnet diese Idee besser zur nachdenklich stimmenden Widmung der Voyager-Schallplatten gepasst:»Dies ist ein Geschenk einer kleinen, weit entfernten Welt. Eine Probe unserer Geräusche, unserer Wissenschaft, unserer Bilder, unserer Musik, unserer Gedanken und unserer Gefühle. Wir versuchen, unser Zeitalter zu überleben, um so bis in Eure Zeit hinein leben zu dürfen.« – ganz schön optimistisch! Die Lebensdauer der Voyager 1 und 2 Grußbotschaften beträgt 500 Millionen Jahre. Und sie könnten sogar unser Sargnagel sein. Jedenfalls dann, wenn sie Empfänger anlocken, die uns ähnlich sind
– die Schallplatten sind aus Gold!