Bruder Jürgen,
die Unfähigkeit und der Unwille von immer mehr Zeitgenossen – und Brüdern unter ihnen! – diejenigen alten und vielfach bewährten Gefässe (Symbole, Begriffe) sachgerecht zu verwenden, mit denen man vorsichtig, umsichtig und mit Gewinn aus dem Brunnen der Transzendenz und Spiritualität (oder gar der Gottesfrage) schöpfen könnte, rechtfertigen nicht, diese Gefässe als untauglich zu verwerfen. Freimaurerei stellt solche Gefässe bereit. Ihre Anwendung erlernen muss man dann schon selbst, und das kann Mühe machen, und könnte sogar eigene Lieblingsanschauungen in Frage stellen. Wer sich dem aber entzieht und die Schöpfgefässe nicht anwenden kann oder will, stattdessen aber kühn behauptet, der Brunnen sei leer, könnte einfach nur einem handwerklichen Kunstfehler zum Opfer gefallen sein. Er sollte sich jedenfalls nicht die Freimaurerei nach seinem Geschmack neu zurechtzimmern und anderen die Gefässe aus der Hand schlagen.
Mit Verlaub, Bruder Jürgen, aber eine einfache Zählung z.B. derjenigen im Lennhoff-Posner-Binder biographisch aufgeführten Freimaurer des 18. und frühen 19. Jahrhundert, die Kirchenmänner waren (und –horribile dictu!– sogar katholische), könnte ein wenig Erleuchtung bringen. Und selbst wenn es stimmen würde, daß es „immer mehr Atheisten unter den Freimaurern“ gibt (was ich persönlich sehr bezweifle — diese „Atheisten“ machen schlicht und ergreifend mehr Lärm als diejenigen Brüder, die ihre Religiosität als das begreifen, was sie sein sollte, nämlich eine Privatsache) — warum sollte die schweigende Mehrheit der Freimaurer ihre Maurerei verändern, damit ein paar Neuzugänge sich nicht mehr „so schwer [tun müssen] mit den religiösen Begriffen, Symbolen und Ritualbestandteilen“? Wäre es dann nicht besser, die „Atheisten“ ließen die Freimaurerei und ihre Traditionen in Ruhe und gründeten ihre eigene Spielwiese, auf der sie sich dann atheistisch/materialistisch/darwinistisch/planetarisch/ etc. pp austoben können?
]]>Freimaurerei sollte sich absolut säkularisieren dann gibt es diese Probleme nicht mehr. Somit würden wir auch wieder dem Geist unseren Altvorderen zur Zeit der Aufklärung folgen, die mit ihren Gedanken den Staaten meist um ein Vielfaches voraus waren.
Heutzutage gibt es auch immer mehr Atheisten unter den Freimaurern und etliche von denen tun sich sowieso schwer mit den religiösen Begriffen, Symbolen und Ritualbestandteilen.
Ich sehe auch überhaupt keinen Sinn, im 21. Jahrhundert an dieses Dingen weiterhin festzuhalten.
]]>