Liebe »Rita«, vielen Dank für deine Erläuterungen. Aber bevor möglicherweise bei anderen Lesern/Kommentierenden weitere Fragezeichen bezüglich deiner Anspielungen auf Hühnerställe, Kochtöpfe etc. entstehen, möchte ich hier noch mal deutlicher auf dein von dir verlinktes Blog verweisen, in dem du die Welt aus Hühnersicht betrachtest: http://philosophicalrita.wordpress.com. Das hilft dann vielleicht, wenigstens ein wenig Verwirrung bei Mitlesenden zu vermeiden. ;)
]]>Aber ich möchte meinen Text etwas erläutern. „..daß Werturteile von Menschen durch die Strukturen, in denen sie agieren, bestimmt werden.“ heißt, daß Strukruren wie eine Loge, eine Kirche beispielsweise, die Art der Wissensvermittlung und den Ausdruck der daraus folgenden Handlungen bestimmen. Man könnte auch sagen: die Peergroup bestimmt das Bewußtsein und den lebendigen Geist desselben. Für die Freimaurer nehme ich da den Dreiklang “Weisheit, Stärke, Schönheit”, der sich auch in die Öffentlichkeit darstellt, ebenso wie bei den Kirchen der Begriff „Nächstenliebe“ als Etikett haftet. Aber oft haben Etiketten nichts mit der Wirklichkeit zu tun, obwohl ein Leitmotiv ja leiten sollte.
Woher also die „…allzu dogmatische Haarspalterei, die (…) Unfruchtbarkeit…“? Die strukturelle Gefangennahme des Freimaurers wird durch Andersons Verbot, nicht über Politik und Religion zu streiten flankiert. Das ist fatal, weil es Wissen über Sachverhalte verhindert, die dem Freimaurer eine angemessene Meinungsfindung ermöglicht. In Herrn Militz‘ Eingangsfrage spricht er über HoGeSa, PEGIDA, Salafisten. Könnten es sich die Maurer antun und schauen, wie das alles zusammen hängt, um ihren freimaurerischen Blick zu schärfen? Können schon, wollen kaum. Aber es geht ja um den PEGIDA-Bruder. Man würde möglicherweise in einem Logengespräch fragen, warum Menschen aus ihrer Heimat flüchten. Bei Christen wäre soetwas gerne auch als Weihnachtsgeschichte präsent, bei den Juden der Auszug aus Ägypten. Man würde über Verfolgung reden. Über die Gründe der Verfolgung: Krieg, Bürgerkrieg, falscher Glaube, falsche Nationalität, falsches Geschlecht. Und man würde sich fragen: gebe ich einem Verfolgten Asyl? Da kommen wir zur freimaurerischen Aussage: “Kehre nie der Not den Rücken.” Die Not zu sehen, aufmerksam zu sein dem Mitmenschen gegenüber wäre Christenpflicht und Maurerpflicht. Bei abwehrender Unruhe der an sich arbeitenden Brüder käme in der Loge dann auch noch die Verantwortung derjenigen zur Sprache, die den Nötigenden die Wafffen liefern. Logenbrüder müßten sich über die Waffenexporte klar werden, die Verbrecher, Despoten, Kriegslüsternde in die Lage setzen, zu zerstören, töten, Unglück über die Menschen zu bringen. Wäre jemand dann so vermessen und sagte: „Ich arbeite bei Krauss-Maffei, Heckler & Koch, bei Sig-Sauer, aber ich muß doch meine Familie ernähren.“ würde man ihm vergeben? Könnte man verstehen, daß er zwar den Tod exportiert, die Flüchtlinge aber wie Dreck ansieht und gegen sie demonstriert? Kommunikation ist folglich die Keimzelle von Vernunft, da deren Kernprinzip die Einflußnahme nicht durch Macht, sondern durch Gründe ist.
Die Struktur „Loge“ verhindert oft Gespräche über Zusammenhänge. Die folgenreiche Wirkung ist, daß der Unwissende sich Wissen von der Straße holt. Und da trifft Franz Bridoux aus Belgien den Bruder bei PEGIDA und schüttelt verzweifelt den Kopf. Albert Schweitzer sagte in etwa: “Es ist besser, hohe Grundsätze zu haben, die man befolgt, als noch höhere, die man außer Acht läßt.” Hohe Grundsätze werden stets in der Loge verkündet – durch Worte, Symbole und Allegorien. Ein einfaches mitmenschliches Rühren kann da schon Nächstenliebe sein und hilfreich. Aber zu oft kommt man mit dem schlappen Spruch: „Es sind doch auch nur Menschen.“ Nein, ich bin da rigoros bis zum Kochtopf. Als Salz im Teig der Gesellschaft zu wirken erfordert Mut, aber auch Werte. Noch ein wenig Empathie hinzu, und schon könnte der Bruder Abstand zu den Pegidalesen nehmen.
Prof. Peter Kruse stellt angesichts der Informationsvielfalt, der Unübersichtlichkeit und Desinformationen die Frage: „Wo lernt man diese Fähigkeit, sinnvoll zu bewerten?“ Man kann nur bewerten, von dem man Kenntnis hat. Daher ist eine angemessene Gesprächskultur in jedem Fall vonnöten. Das ist auch in Wirklichkeit die Aufgabe der Logen. Nur wird strukturell eine Menge getan, um die Maurerbrüder zu politischen Eunuchen zu machen. Doch schon der Ansatz, daß sich ganz unterschiedliche Menschen in der Loge treffen, könnte zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch führen, der freimaureischer Weisheit Vorschub leistete. Würden Freimaurer beispielsweise Humanität ihren Raum lassen, wäre dies eminent politisch. Das bedeutet, daß sich ein Mann von der Logenstruktur emanzipieren müßte und seine eigenen Ansichten vertreten könnte. Aber solange er durch den Hammer des Meisters am brüderlichen Gespräch gehindert wird, wird er, was er lernte, nämlich das „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ ähnlich wie in der Kirche auch in die Sonntagsschublade leben. Bei denen klappt die Oekumene auch nicht, obwohl sie sich auf Jesus berufen. Kein Miteinander. Ein schizophrenes Leben.
So ist es auch nicht verwunderlich, daß in der Öffentlichkeit kaum ein Freimaurer für seine freimaurerischen Werte einsteht. Ach, man läßt sich allerdings nicht lumpen, Öffentlichkeitsgeschwurbel vermittels Preisverleihungen an Nichtmaurer zu inszenieren, die bspw. bei Altkanzler Schmidt doch sehr politisch besetzt sind. Großen Namen Geld hinterher zu werfen, das ist zu wenig. Und so plädiere ich für das brüderliche Gespräch in der Loge, welches den Mitgliedern erlaubt, ihren Wissensdurst zu stillen, Vorurteile zu revidieren, Werte auf Haltbarkeit zu überprüfen und Mut zu haben, sich den Anforderungen unserer Zeit zu stellen. Die Frage: „Wie geht man am besten mit etwas um, das einem mißfällt, das einen beunruhigt?“ beantworte ich mit: „Offen darüber reden.“ Binsenweisheit. Im Hühnerstall machen wir das schon lange. Und Bruder Franz könnte so manches aus seinem Leben zum Vertsehen beitragen.
]]>Werte Rita,
Ihre Worte als Nichtfreimaurerin zeigen den Trugschluss, dem viele erliegen. Es gibt keine „guten“ Freimaurer (die sich „in die gesellschaftliche Realität einbringen“) und „schlechte“ (die dies nicht tun), sondern nur Menschen, sie sind, wie sie sind. Die Sprachlosigkeit jener Brüder ist ein Ausdruck von Gefühlen und Bedürfnissen, über die zu urteilen uns nicht zusteht. Bestenfalls können wir Hilfe anbieten, an Lösungen zu arbeiten, können Strategien erklären und Wege aufzeigen. Gehen muss sie dann jede/r selbst.
Es gibt eine Trennlinie zwischen Wertschätzung und Vorverurteilung. Dort beginnt Freimaurerei.
Beste Grüße
Karola
Ich habe mich mehrfach diesem Text gewidmet, aber ich habe den Text nicht verstehen können. Sehr wirr das Ganze. Ich würde mich gerne mit einem Kritiker auseinandersetzen, so leider nicht.
]]>Meine Position ist diese, dass wir es lernen müssen auch andere Meinungen zu ertragen. Besonders im Netzt trifft man oft auf Meinungen und Ansinnen, die absolut konträr zur eigenen Meinung stehen. Aber es sind Meinungen, die man vorerst ertragen muß, so lange verbale Diffamierungen, Aufruf zur Gewalttat, Gewaltverherrlichung, etc. ausbleiben. Die Meinung eines Bruders setzt meinen Toleranzpegel grundsätzlich per se etwas höher. Ich persönlich habe noch nie einen Bruder blockiert, aus der Freundesliste gestrichen oder ignoriert. Auch dann nicht, wenn er mir richtig auf den „Keks“ geht und sogar über einen längeren Zeitrum schwer verdauliche Kommentare und Meinungen postet. Die Lösung mit anderen Meinungen umzugehen liegt nicht in Ausgrenzung, zu Ignorieren oder ähnliches. Sondern die Lösung liegt allein im Dialog und wenn es einem schwer fällt, dann kann man ein wenig Zeit dazwischen kommen lassen und nach Beruhigung der Wogen erneut in den Dialog mit der gewissen Ruhe und Abstand eintreten.
]]>als ich gelesen habe, dass „viele“ der Brüder Ihrer Loge das Thema Pegida & Co. als „zu politisch“ empfinden, hat mich das sprachlos gemacht.
Ja, sicher ist es verpönt, innerhalb der Loge über parteipolitische Dinge zu sprechen. Die Diskussion darüber, wer in der bundesdeutschen Parteienlandschaft am besten geeignet ist, anstehende Probleme zu lösen, gehört nicht in eine Loge, ganz klar.
Aber Pegida ist keine Partei, sondern ein Verein (oder so etwas ähnliches), der gesellschaftliche Strömungen sammelt und kanalisiert. Und gesellschaftliche Themen gehören sehr wohl in die Loge. Von daher kann ist dieses Statement Ihrer Brüder für mich so nicht nachvollziehbar.
Eine Vermutung zum Hintergrund wäre, dass jene Brüder Angst haben, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Immerhin müsste man sich dann mit den eigenen Gedanken zu diesen Dingen beschäftigen und ausloten, wo man selbst gedanklich steht. Das löst womöglich Ängste aus. Da hilft nur eine gründliche und ehrliche Selbstklärung; Zeit, mal wieder in sich zu schauen.
Ich war zwar nicht in Wuppertal gewesen, habe aber an mehreren Veranstaltungen von „NO Bragida“ in Braunschweig teilgenommen. Es war laut, bunt und intensiv. Es war aufregend, den Vermummten von Bragida bis auf einen Steinwurf nahe zu kommen, getrennt nur durch berittene Polizei. Aber es war meins, und es hat gut getan.
Wenn Sie jemanden zum Austauschen suchen, Herr Militz, klingeln Sie einfach durch, die Mail-Addi haben Sie ja. Es gibt Menschen, die sind etwas chilliger drauf, was das Ansprechen von gesellschaftlichen Strömungen angeht.
Beste Grüße aus dem Norden!
]]>Geht in die Welt und bewährt euch als Freimaurer.
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