Das \u203aBrauchtum\u2039 der Freimaurerei stammt ma\u00dfgeblich aus dem Handwerk. Deshalb kommt man auch in der Freimaurerei vom Lehrlings-, \u00fcber den Gesellen-, zum Meistergrad. Und es hat sich auch eingeb\u00fcrgert, das auch Freimaurer-Lehrlinge bzw. -Gesellen eine Art Gesellen- oder Meisterst\u00fcck vorlegen m\u00fcssen, bevor sie in den n\u00e4chsten Grad aufgenommen werden.<\/p>\n

Diese Gesellen- und Meisterst\u00fccke sind kurze Vortr\u00e4ge, in denen die Lehrlinge oder Gesellen ihren bisherigen Weg noch einmal anhand einiger Fragen Revue passieren lassen:<\/p>\n

Wie hast du deinen bisherigen freimaurerischen Weg erlebt? Was waren f\u00fcr dich Meilen- oder Stolpersteine? Was hast du gelernt bzw. wie hast du dich durch deine bisherige Arbeit am rauen Stein, an deiner eigenen Pers\u00f6nlichkeit mit ihren Macken, Ecken und Kanten ver\u00e4ndert?<\/p>\n

Auch in meiner Loge ist es endlich wieder mal an der Zeit, einen Lehrling zum Gesellen zu machen. Und als uns \u203aunser Lehrling\u2039 sein Gesellenst\u00fcck \u203avorgelegt\u2039 hat, ist mir eines wieder mal deutlich geworden: Obwohl die Br\u00fcder einer Loge meist sehr unterschiedliche Charaktere sind,\u00a0\u00e4hneln sich die Erkenntnisse oft. Viele Br\u00fcder haben z. B. das Gef\u00fchl, endlich einen Ort gefunden zu haben, an dem sie mehr sie selbst sein und entschleunigen k\u00f6nnen. Und viele meinen, Achtsamer im Umgang mit sich selbst und anderen geworden zu sein.<\/p>\n

Wie das im Detail klingen kann, daf\u00fcr habe ich einfach mal unseren Noch-Lehrling (Mitte 40, verheiratet, Vater, Versicherungsangestellter, Vegetarier) gefragt, ob ich auch euch an den wesentlichen Passagen und Erkenntnissen seiner bisherigen freimaurerischen Reise teilhaben lassen darf. Darf ich. Und mach‘ ich auch \u2013 im Zeitraffer:<\/p>\n

Der 13.09.2013 war ein Dienstag und ich war den ganzen Tag \u00fcber bereits aufgeregt und gespannt, was mich am Abend erwarten w\u00fcrde. Als ich um 18 Uhr zuhause abgeholt worden bin, wurde es ‚ernst‘. (…)<\/em><\/p>\n

Im Auto hatte ich noch Gelegenheit etwas zu entspannen. Im Logenhaus angekommen, wurde ich direkt in das Vorbereitungszimmer gef\u00fchrt. Dort hatte ich Zeit, meinen Entschluss zu \u00fcberdenken und zur Ruhe zu kommen. (…)<\/em><\/p>\n

Meine Aufnahme habe ich als sehr feierlich empfunden. Ich werde den Moment nicht vergessen. (…)<\/em><\/p>\n

In den folgenden Wochen und Monaten besuchte ich dann mehrfach andere Logen. Es waren sch\u00f6ne und bewegende Arbeiten. Eine m\u00f6chte ich beispielhaft aufgreifen:<\/em><\/p>\n

Der Sohn eines verstorbenen Bruders wurde in den Bund aufgenommen und ihm dabei das ehemalige Logen-Abzeichen seines verstorbenen Vaters \u00fcberreicht. Dies war auch f\u00fcr mich ein sehr bewegender Moment. (…)\u00a0<\/em><\/p>\n

Der Freimaurer Lehrling wird aufgefordert \u201ein sich zu schauen\u201c um seine St\u00e4rken und Schw\u00e4chen zu erkennen. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht immer ganz einfach zu erkennen, was eine Schw\u00e4che oder eine St\u00e4rke ist. Wenn man zum Beispiel in einer traurigen Situation weinen muss und somit sein Mitgef\u00fchl ausdr\u00fcckt… ist dies dann eine Schw\u00e4che oder eine St\u00e4rke?<\/em>
\n Ich pers\u00f6nlich merke an mir selber, dass ich feinf\u00fchliger geworden bin (…). Ich nehme die Welt mehr wahr und achte mehr auf Dinge, die mir sonst nicht aufgefallen w\u00e4ren oder, wenn sie mir aufgefallen sind, mir oft mehr oder weniger egal waren. Ich gehe heute mit offeneren Augen und Ohren durch die Welt und helfe, wo ich kann. (…)<\/em><\/p>\n

Ich denke, in unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem man zur inneren Ruhe kommen kann. F\u00fcr mich ist dies u.a. hier in diesem Kreise. Dabei plane ich die Termine so, dass ich mit Ruhe und ohne Hast hierher kommen kann. Denn auf dem Deckblatt unserer Logen-Arbeitspl\u00e4ne steht geschrieben, dass man ohne Hast ins Logenhaus kommen sollte. Dies habe ich mir zu Herzen genommen. (…)<\/em><\/p>\n

Als Freimaurer, egal welchem Erkenntnisstandes und Grades, wird einem auferlegt, sich st\u00e4ndig und immer wieder selbst zu pr\u00fcfen und zu schauen ob man auf dem rechten und somit winkelgerechten Weg ist. Im Prinzip beschreibt der Begriff Freimaurer den Idealzustand, den wir aber zu Lebzeiten nie erreichen k\u00f6nnen. Somit sind wir alle, so leid es dem ein oder anderen vielleicht tun mag, eigentlich keine Freimaurer, sondern wollen irgendwann welche werden.<\/em><\/p>\n

Aber es ist nicht wichtig anzukommen. Es ist wichtig aufzubrechen. In diesem Sinne w\u00fcnsche ich uns allen noch eine lange und gemeinsame Wanderung auf dem Weg der Erkenntnisse und zum ‚Licht‘.<\/em>
\n F\u00fcr mich ist es am 13. Februar n\u00e4chsten Jahres nach 17 Monaten Lehrlingszeit dann Zeit, auch mal \u201eum mich\u201c zu schauen.<\/em>
\n Ich freue mich darauf.<\/em><\/p>\n

Vielen Dank an Br. C. B. f\u00fcr diese Einblicke in sein Innenleben.
\nUnd welche Erkenntnisse hat euch der erste Grad gebracht?<\/p>\n