Das ist meiner Erfahrung nach tatsächlich eine der am häufigsten gestellten Fragen. »FrauMaurer« hat sie jetzt beantwortet – und ich kann zu 100% unterschreiben, möchte die Antwort für mich aber noch um eine ganz persönliche Erfahrung ergänzen:
Ich habe durch meine »Arbeit am rauen Stein«, an den Macken, Ecken und Kanten meiner Persönlichkeit u. a. mit dem Rauchen und Trinken aufgehört – nachdem ich mich irgendwann nach einer weiteren durchzechten und -qualmten Nacht morgens verquollen und verkatert im Spiegel angeschaut und mich gefragt habe: Sieht so etwa »Mäßigkeit« (eine der sog. »Meistertugenden« der Freimaurerei) aus? Selbsterkenntnis ist ja ein zentrales freimaurerisches Thema! Und ich habe mich gefragt: Ist es eigentlich fair gegenüber meiner Familie, für die ich wenig genug Zeit habe, dass ich für einen lustigen Abend zwei ganze Tage ›in den Seilen hänge‹?
Der Weg zum Abstinenzler war zugegebenermaßen von da an aber noch weit. Ich habe zunächst mal versucht, einfach etwas maßvoller zu trinken und zu rauchen. Bis mir irgendwann klar geworden ist, dass es mir anscheinend deutlich leichter fällt einfach gar nichts zu trinken und gar nicht zu rauchen. In umfangreichen Selbstversuchen habe ich nämlich festgestellt, dass schon nach dem ersten Glas Bier/der ersten Zigarette irgendwo in meinem Hirn anscheinend eine Sicherung durchbrennt und es von da an nur noch eine Richtung gibt: Nach vorne! Und ich hatte leider auch noch die dumme Angewohnheit, wahllos alles zu trinken, was mir kredenzt wurde. So war ich eigentlich immer der erste, der voll war und der letzte der gegangen ist. Wobei ich mich dann zuletzt immer seltener daran erinnern konnte, wann und wie ich eigentlich nach Hause gekommen bin.
Interessant ist rückblickend für mich vor allem, wie mein Umfeld auf meinen Abstinenzbeschluss reagiert hat. Aus meinem Bekanntenkreis haben viele zunächst unbewusst versucht, mich wieder ›auf Kurs‹ zu bringen – mit Sätzen wie: »Mit dir ist ja gar nichts mehr los« oder »Als du noch Alkohol getrunken hast, warst du viel lustiger«. Konnte ich ihnen nicht mal übel nehmen. Sie hatten ja mit beidem leider irgendwie recht. Jedenfalls in der Übergangsphase. Aber leichter haben sie mir die Entwöhnung damit natürlich auch nicht gemacht.
Dagegen die Reaktion im Bruderkreis: Interesse, Anerkennung und Ermutigung meinen eigenen Weg zu gehen – wenn ich mir z. B. bei den sog. »Tafellogen« (unsere feierlichen Mahlzeiten) als einziger Wasser statt des üblichen Rotweins ins Glas gegossen habe.
Ich bedaure meine Entscheidung nicht. Oder jedenfalls nicht mehr. ;) Nur meiner Whisky-Sammlung trauere ich manchmal noch etwas hinterher. Aber immer, wenn ich morgens mal wieder auf St. Pauli die letzten Gäste lallend aus den Clubs fallen und über die Reeperbahn torkeln sehe, dann denke ich erstaunlicherweise nicht: »Man, was war das damals eine schöne Zeit« (und die war’s wirklich, ich hatte viel Spaß, nur leider eben oft auf Kosten anderer). Ich denke merkwürdigerweise nur noch: »Verdammt, bin ich froh, dass ich nicht deren Kater habe«. Ich weine dem Alkohol wirklich keine Träne mehr nach. Vielleicht, weil mir klar geworden ist, dass ich in den ersten 30 Jahren meines Lebens mehr als genug für die nächsten 40 getrunken und ich nüchtern einfach mehr von der Welt habe.
Abstinenz – auch das kann also Freimaurerei ›bringen‹. Aber keine Sorge: Kommt meiner Erfahrung nach zugegebenermaßen auch unter Freimaurern eher selten vor. ;) Und wer wissen will, was Freimaurerei ›FrauMaurer‹ (bislang) gebracht hat, wird hier fündig.
Übrigens: Die »Was bringt mir eigentlich…?«-Frage habe ich auch für mein neues Buch »Nicht von gestern: Freimaurer heute« den Porträtierten gestellt. Allerdings etwas anders formuliert (»Wie habt ihr euch durch die Freimaurerei verändert?«). Freut euch auf die Antworten. Das Buch erscheint im Mai im »Salier Verlag«. Und wer die Publikation unterstützen möchte, kann sich noch bis April am Crowdfunding beteiligen und wird im Gegenzug auf der letzten Seite mit einer »Danksagung« verewigt. Hier gibt’s weitere Infos.
Lieber Philip,
mein Respekt für diese persönliche „Offenbarung“, wie das Freimaurersein, Dich ganz konkret in gesünderes Fahrwasser gebracht hat.
Ja, auch ich kann bestätigen, dass meine Brüder und Schwestern, die mich gut kennen, mich bei Veränderungen und Weiterentwicklungen unterstützen, mich sogar ermutigen, die neuen Wege, die ich mir selbst zu gehen ausgesucht habe, auch tatsächlich zu beschreiten. Und dies, ohne dass ich das Gefühl habe dabei „überwacht“ zu werden.
Insofern kann ich Deine Erfahrung, dass Brüder, die auch an sich arbeiten, offen für die Veränderungen bei Menschen in ihrem Umfeld sind, zu 100 Prozent bestätigen. Dann sind wir schon Mal zu zweit mit dieser Erfahrung ;-)
Herzlichst,
Oliver von http://www.freimaurer-in-360-grad.de
Habe ich diesen Artikel geschrieben????? GENAUSO!!!!!!!!!!!!!habe ich es erlebt: dANKE