Um eines vorweg zu nehmen: Nein, ich habe den WDR-Beitrag »Die Geheimnisse der Freimaurer« aus der Reihe »Planet Wissen« nicht komplett gesehen. Mir fehlte die Zeit. Aber das Echo in der Bruderschaft scheint mir überwiegend positiv, wenngleich sich manche Brüder am freimaurerischen Protagonisten (Klaus-Jürgen Grün, u. a. Philosophie-Professor und Mitglied einer Frankfurter Loge) stören und daran, dass in dem Beitrag doch recht viel gezeigt und ›verraten‹ wird, was manchem noch Aufzunehmenden, Lehrling oder Gesellen den ein oder anderen ›Überraschungseffekt‹ versauen könnte. Eigentlich müsste man den einstündigen Beitrag also vor einer Weiterempfehlung mit einer ›Spoilerwarnung‹ versehen.
Interessant finde ich aber vor allem, dass in dem Beitrag auch ein ehemals hochrangiger Freimaurer zu Wort kommt. Ich habe mich zu der Stelle (ab Minute 38) durchgespult: Burkhard Gorissen hat sich seinerzeit nicht nur mit den ersten drei Graden zufrieden gegeben. Er hatte auch zahlreiche Ämter inne und innerhalb eines der Hochgrad-Systeme den 32. Grad. Er war also »lange Zeit Freimaurer aus vollem Herzen«, wie die Journalistin treffend bemerkt, habe aber nach 10 Jahren die Freimaurerei verlassen. Die Gründe dafür, sagt Gorissen (der über seinen Austritt auch ein Buch geschrieben hat), seien vielfältig gewesen. Allem voran der von ihm erlebte Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit:
»Der Freimaurer arbeitet am rauen Stein, an sich. Es kommt aber oft in den Logen vor, dass man den Stein des anderen bearbeitet.«
Zweiter wichtiger Grund: Die Freimaurerei war ihm als Katholik offenbar zu ›offen‹ (»Sie haben als Freimaurer keine verabsolutierte Wahrheit.«). Er habe für sich deshalb festgestellt, dass Freimaurerei und katholischer Glaube nicht vereinbar seien. Unter’m Strich stellt er der Freimaurerei durchaus aber auch ein kritisches Lob aus:
»Sie war sicherlich ein ganz wichtiger Faktor in der Gesellschaft, in der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur Demokratisierung, ist es aber heute – wie ich es sehe – nicht mehr.«
Für »Nonsens« und »völlig absurd« hält er Verschwörungstheorien zur Freimaurerei:
»Wer einmal eine Loge von innen gesehen hat, weiß, dass diese Leute, die ja auch einem bürgerlichen Verein angehören, dass das mit der Weltherrschaft überhaupt nichts zu tun hat. Ich glaube, die Verschwörungstheorien resultieren im Wesentlichen daher, dass unsere Welt sehr komplex geworden ist. Und weil man sich manche Dinge nicht erklären kann, versucht man es über diese Schiene. (…) Aber es ist ein wirklicher Nonsens. (…) Nein, es ist völlig absurd. Es gibt sicherlich ein freimaurerisches Geheimnis (…). Ich denke, das findet man auch in sich. Aber es hat wirklich nichts mit Weltherrschaftsplänen zu tun. Zumal eine Gesellschaft, die sie im Internet antreffen und in jedem Telefonbuch, die ist nicht mehr geheim.«
Beim Vorspulen bin ich dann auch über das Ende des WDR-Beitrags gestolpert:
Bruder Klaus-Jürgen Grüns Frau sagt, ihr Mann sei durch die Freimaurerei gelassener geworden. Er selbst sieht allerdings noch eine Menge ›Arbeit am rauen Stein‹ vor sich, wünscht sich für die Zukunft eine stärkere Verschmelzung von Freimaurerei und Wissenschaft, einen Lehrstuhl für Freimaurer-Forschung – und:
»Vor allem wünsche ich mir, dass die Freimaurerei sich mehr und mehr zu dieser offenen Gesellschaft entwickelt und als eine solche wahrgenommen wird, obwohl nicht alles was dort gemacht wird, jedem gleich preisgegeben wird.«
Ein schönes Schlusswort – weshalb ich den WDR-Beitrag hier jetzt ausnahmsweise nicht direkt verlinke. ;) Wer suchet, der findet (und bitte an meine Spoilerwarnung denken).
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