Erst letztens habe ich wieder gehört, dass sich Karlheinz Böhm angeblich nie öffentlich zur Freimaurerei bekannt haben soll. Von wegen! In seiner lesenswerten Autobiographie »Mein Weg« von 1991 habe ich folgendes ›Bekenntnis‹ gefunden:
»Noch immer galt es in Österreich als unstatthaft, sich als Künstler zu engagieren. Ich kannte nur einen Kollegen von mir, der so etwas tat, und das war Fritz Muliar. Später entdeckten wir durch einen Zufall, daß wir beide im Freimaurerbund waren. Ich war dieser esoterischen Vereinigung Ende der sechziger Jahre beigetreten, zu deren Grundsätzen es allerdings gehört, daß man sich nicht öffentlich dazu bekennt, sondern nur im geheimen wirkt. Es war eigentlich mein erster Versuch, meine humanitären Gedanken in die Praxis umzusetzen und ›am harten Stein zu arbeiten‹, wie es in der Sprache der Freimaurer heißt.«
Für alle, die nun über den Begriff »esoterisch« stolpern: Die Bedeutung hat sich gewandelt. Ursprünglich meint der Begriff (laut Wikipedia)
»(…) eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten ›inneren‹ Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen. Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein ›höheres‹, ›absolutes‹ und arkanes, althergebrachtes Wissen.«
Wie viel von dieser ›esoterischen‹ Freimaurer-Philosophie Karlheinz Böhm als Bruder der Loge »Zur Kette« in München verinnerlicht hatte, zeigt das wahrscheinlich am häufigsten bemühte Zitat von ihm, mit dem er den Kern der (eigentlich längst nicht mehr so esoterischen) Freimaurer-Philosophie auf den Punkt gebracht hat:
»Ich kann die Welt nicht verändern, aber einen einzelnen Menschen: Mich selber.«
Eindrucksvollster Beweis dafür war er letztlich selbst, was ebenfalls in seiner Autobiographie deutlich wird: In dem er (zunächst ja nur ein berühmter Schauspieler) an seinem rauen Stein, an sich selbst intensiv gearbeitet hat, hat er es tatsächlich geschafft, zumindest einen Teil der Welt für einen Teil der Menschheit zu einem besseren Ort zu machen – spätestens ab 1981 mit seiner Initiative »Menschen für Menschen«. Inwiefern ihm auch hierbei die Freimaurerei noch ein wichtiger Begleiter war, kann ich nicht genau sagen, wohl aber, dass ich inzwischen von einigen Brüdern weiß, die Karlheinz Böhm in den letzten Jahren bei der ein oder anderen rituellen Versammlung begegnet sind – und tief beeindruckt von ihm waren.