Interessante Meldung bei Spiegel Online: Forscher haben einen komplizierten Geheimcode aus dem 18. Jahrhundert geknackt. Das als »Codex Copiale« bekannte Buch enthält offenbar die deutschsprachige Beschreibung einer Aufnahmezeremonie in eine (laut Artikel) »mysteriöse Bruderschaft« – welche, dass lässt mindestens Spiegel Online offen. Womöglich, weil sich auch die Wissenschaftler noch nicht festgelegt haben. Dass aber nicht mal Vermutungen geäußert werden, ist entweder erfreulich seriöser Journalismus oder zumindest erstaunlich: Denn schon nach schnellem Überfliegen des Textes scheinen mir zumindest einige freimaurerische Bezüge offensichtlich, was aber eben tatsächlich noch lange nichts heißen muss:
Im 18. Jahrhundert gab es nämlich zahlreiche vermeintliche »Geheimgesellschaften«, die sich bewusst freimaurerischen Anschein geben wollten, aber die Original-Rituale nicht nur kopiert, sondern leider auch mit einiger Phantasie angereichert haben. Nach Meinung vieler Forscher sollen so zusätzlich zu den drei ursprünglichen freimaurerischen bzw. handwerklich inspirierten Graden (Lehrling, Geselle, Meister) nachträglich auch die sogenannten freimaurerischen »Hochgradsysteme« entstanden sein.
Im »Codex Copiale« wirkt mir jedenfalls auf den ersten Blick trotz einiger offensichtlich freimaurerischer Bezüge auch vieles fremd oder befremdend. Aber wie schrieb Dan Brown in seinem ‚Freimaurer-Roman‘ »Das verlorene Symbol« so treffend? »Wir alle fürchten uns vor dem, was wir nicht verstehen.« ;)
Bei dem Codex Copiale handelt sich um rin Buch der Augenheilkunde, wenn ich das recht verstanden habe. Kein Wunder, dass einem z. B. nach der
Operation des Grauen Star, das Licht gegeben wird.
Ein Kreuz meint auch nicht immer etwas Christliches, auch wenn sich mancher christliche Religionskämpfer das gerne so wünschen würde.
Mit brdl Grüssen
Gerhart
zZt aus Fernost, wo viele buddhistische Tempeleingänge mit freimauerischen Symbolen (zwei Säulen) zu bestaunen sind.
Nun, es wird in der Tat im Artikel von »Bezügen zur Augenheilkunde« geschrieben – aber der Original-Text hat schon deutlichere freimaurerische Bezüge als zwei Säulen an einem Gebäude. ;)
Ich wäre etwas vorsichtig mit Deutungen, die eine obskure Ophtalmologen-Gesellschaft als Urheber des Manuskriptes annehmen. Ich habe das Manuskript auch nur überflogen, aber es scheint, als ob diesbezügliche Vermutungen sich an einer einzigen Stelle aufhängen, an der der Neophyt eine leere Seite lesen muss etc. Wir wissen doch alle, dass man unsere Texte nicht wörtlich nehmen darf, sondern als Symbol übersetzen muss. Warum nicht diese Passage als Symbol verstehen, beispielsweise dass man dem Auge nicht trauen darf? Ich denke nicht, dass wir alle Rituale kennen… und in unbekannten Ritualen kann schon mal der ein oder andere skurrile Bestandteil enthalten sein.