Liebe Brüder,
bei unserem traditionellen Tafellogen-Trinkspruch aufs Vaterland haben jüngere Brüder oft Bauchschmerzen.
Auch für mich ist der Begriff »Vaterland« nicht ganz unvorbelastet.
»In Friedenszeiten nennt man das Vaterland schlicht Heimat.«
So bringt ein Schriftsteller mein Unwohlsein und Begriffsverständnis auf einen Nenner.
Was aber ist denn »Heimat«?
Die Antwort hat mir kürzlich im Fernsehen ein alter Mann gegeben: Arnold Packbier.
Er weiß, was »Heimat« ist – mindestens jedes mal, wenn er das Licht einschaltet. Denn jedes mal, wenn er das Licht oder ein elektrisches Gerät einschaltet, löst sich Packbiers Heimat ein Stück weit mehr in Rauch auf, woran ihn schmerzlich der qualmende Schlot am Horizont und ein Monster am Ende seiner Obstwiese erinnern.
Sein ganzes Leben lang hat Arnold Packbier auf seinem Hof zugebracht. Hat sich dort ein kleines Paradies geschaffen, das jetzt nach und nach von einem nimmersatten Braunkohlebagger aufgefressen und im angeschlossenen Kraftwerk »verstromt« wird.
Ob sie ihm wenigstens eine anständige Abfindung zahlen würden, will der Reporter wissen.
Arnold Packbier schaut müde in die Kamera: Die Finanzleute von »Rheinbraun« hätten zu ihm gesagt: Verkaufen Sie uns doch alles, dann legen Sie das Geld gut an, dann müssen Sie nie wieder arbeiten.
Packbier schüttelt Kopf und fragt den Reporter: »Aber was ist denn Heimat wert? Womit steht denn Heimat im Katalog? Wie wird das gebucht?«
Und während die Abraumkante Packbiers Haus wieder ein Stück näher rückt, stellt der Reporter seine letzte Frage: »Wenn Sie einen Wunsch frei hätten – was wäre das?«
Die Antwort des alten Mannes: »Hierbleiben!«
Meine Brüder: Das(!) ist Heimat. Darauf trinke ich!
_____
Dieses Oktober-»Maurerwort« ist Teil (m)einer Reihe anlässlich des deutschen Nationalfeiertags, in der ich mich einerseits freimaurerisch-unpolitisch mit den Begriffen »Heimat« und »Vaterland« auseinandersetze, andererseits vorurteilsfrei einen Bruder zu Wort kommen lasse, der abseits der unpolitischen Loge politisch zum Nationalen neigt, und zudem auch noch weltoffen den Ideen von »Einigkeit und Recht und Freiheit« nachspüren werde. Infos über die kommenden Beiträge zur Serie und zu diesem Blog gibt’s automatisch frei Haus per Mail, wenn Ihr den Blog-Newsletter abonniert:
Nichts mehr verpassen? Blog-Update-Infomails abonnieren:
In der Tat ein seltsamer Treinkspruch, wie so vieles bei uns. „Vaterland“: gemeint haben die Gründervater das politische, akzeptabel nach den Lissabonner Vertraegen ist nur mehr das emotionale.