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Alte Pflichten bis Wikileaks – die (R)evolution einer freimaurerischen Idee? – freimaurer.online

Alte Pflichten bis Wikileaks – die (R)evolution einer freimaurerischen Idee?

Von der Erfindung des Freiheitsrechts zum Recht auf Widerstand

Im Arabischen Frühling erkämpfen Menschen ein Recht auf Freiheit, im Amerikanischen Herbst machen Menschen von ihrem Recht auf Widerstand Gebrauch – um Freiheit zu verteidigen! Beide – die Frühlings- und die Herbst-Aktivisten – berufen sich bei ihrem Kampf auf zwei Menschenrechte, an deren Entstehung angeblich auch Freimaurer maßgeblich beteiligt gewesen sein sollen. Aber erzählt wird ja bekanntlich viel, gerade über Freimaurerei. Ich habe mich deshalb gefragt: Wieviel Freimaurerei steckt denn eigentlich wirklich in diesen »Menschenrechten«? Und was verbindet die freimaurerischen Revolutionäre von früher mit den Revolutionären von heute? Mit denen, die sich heute gegen Unrechts-Regime auflehnen, mit denen, die heute der Entwicklung von Unrecht Einhalt gebieten wollen – in dem sie bspw. mit der Besetzung der Amerikanischen Wallstreet endlich mehr soziale Gerechtigkeit, mehr »Gleichheit« einfordern? Herausgekommen ist: Eine kleine ideengeschichtliche Spurensuche von den sog. »Alten Pflichten von 1723«, über die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die französische Revolution und die Erklärung der Menschenrechte, bis zu Anonymous und Wikileaks. Übrigens: Es ist eine Spurensuche ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch. Denn vorweg: Es gibt zwar durchaus interessante Parallelen – aber Ähnlichkeiten sind bekanntlich noch lange keine Abhängigkeiten!

Zur Einstimmung mein Lieblingszitat aus Br. Dr. Ferdinand Runkels »Geschichte der Freimaurerei« von 1932, das noch heute als eines der Standard-Werke freimaurerischer Geschichtsforschung gilt:

»Es ist eine Grundidee der Freimaurerei, dass alles Bestehende seine Form ändern muss. Dies kann nur geschehen, wenn sich die Veränderungen den Lebensbedingungen entsprechend verhalten lernt; dies versteht man unter Anpassung. (…) Nur dort, wo die Veränderung zur Anpassung durchdringt, ist die Vervollkommnung erreicht. (…) So ist es in der Natur, so ist es in der Geisteswelt.«

Wieviel Freimaurerei steckt also nun wirklich in den Menschenrechten? Das ist die Ausgangsfrage mit der ich mich beschäftigt habe.

Viel, wenn man diesem Artikel zum »13. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts«, Schwerpunkt »Aufklärung und Entwicklung der Menschenrechte« in der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« glaubt. Hier wird die Freimaurerei sogar indirekt als »frühe NGO« (deutsch: Nichtregierungsorganisation) bezeichnet. Und damit wir werden wir Freimaurer also gewissermaßen in einen Topf mit Amnesty International, Greenpeace oder Attac geworfen – Danke für die Blumen! Nur: Haben wir die wirklich verdient? Schau’n wir mal!

Ich möchte, dass wir uns zunächst mal bewusst machen, dass die Idee der Frei-heit ja schon im Begriff »Frei-maurer« steckt, vererbt von den Steinmetzbruderschaften. Also von der landesübergreifenden Organisation mittelalterlicher Kunsthandwerker und Baumeister, die nicht an eine Zunft gebunden waren und die berufsbedingt eine für mittelalterliche Verhältnisse ungewöhnliche Reisetätigkeit entwickelt haben. Diese Steinmetze und frühen Architekten zogen von Baustelle zu Baustelle – wegen eines »Baubooms« und Fachkräftemangels auch über Landesgrenzen hinweg, in einer Zeit, in der die wenigsten Menschen von der Wiege bis zur Bahre mehr als ihr eigenes Dorf kennen gelernt haben. Aus diesen kosmopolitischen (eher vielleicht ‚europolitischen‘) Steinmetz-Vereinigungen haben sich bekanntermaßen später die Freimaurer entwickelt.

Also: Man kann sagen, dass die frühen Frei-maurer die Frei-heit zwar nicht erfunden haben, aber offenbar zumindest schon immer ein ganz besonderes Verhältnis zu ihr hatten. Auch über die »Freiheit im Namen« hinaus.

Das behalten wir mal im Hinterkopf und starten unsere freimaurerisch-ideengeschichtliche Spurensuche zu Freiheit und Widerstand mit unseren sog. Alten Pflichten von 1723. Bekanntlich erarbeitet von einem Londoner Freimaurer und bis heute eine Art »freimaurerische Konstitution«, weil sich alle Logen weltweit diesen Alten Pflichten noch immer verpflichtet fühlen. Ein Auszug:

»(…) obgleich in alten Zeiten die Maurer verpflichtet waren, in jedem Lande von der jeweiligen Religion des Landes oder der Nation zu sein, so hält man doch jetzt für ratsam, sie bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen… (…) Der Maurer ist ein friedfertiger Untertan der bürgerlichen Gewalt, wo er auch wohnet und arbeitet, und muss sich nie in Meuterei oder Verschwörung gegen den Frieden und die Wohlfahrt der Nation einlassen, noch sich pflichtwidrig gegen die Unterobrigkeiten betragen. Denn gleichwie Krieg, Blutvergießen und Verwirrung der Maurerei immer nachteilig gewesen sind, so waren auch vor alters Könige und Fürsten sehr geneigt, die Zunftgenossen ihrer Friedfertigkeit und Treue wegen, wodurch sie den bösen Leumund ihrer Gegner mit der Tat widerlegten, aufzumuntern und die Ehre der Brüderschaft zu fördern, welche immer in Friedenszeiten blühte. Sollte daher ein Bruder ein Empörer gegen den Staat sein, so muss er in seiner Empörung nicht bestärkt werden, obgleich er als ein unglücklicher Mann zu bemitleiden ist, ja, wird er keines anderen Verbrechens überführt, so kann — wenngleich die treue Brüderschaft seine Empörung missbilligen soll und der bestehenden Regierung weder Vorwand noch Grund zu politischer Eifersucht geben darf — sie ihn doch nicht aus der Loge stoßen, und sein Verhältnis zu derselben bleibt unverletzlich.«

Ich brech’s mal runter: Der Autor bricht mit diesem Text also eine Lanze für die Meinungs- und Bekenntnis-Freiheit – und zwar vor 300 Jahren. Da waren solche Werte ja noch alles andere als selbstverständlich.

Soviel erstmal zur Freiheit. Jetzt zum Recht auf Widerstand – davon scheint man in dem Text ja leider nichts zu finden. Oder?

Im Gegenteil! Zunächst mal scheint’s zwar tatsächlich so, als würde der Autor der Alten Pflichten, Reverend James Anderson, jeden Bruder dazu anhalten, ein »friedfertiger Untertan« zu sein. Er soll sich »nie in Meuterei oder Verschwörung gegen den Frieden und die Wohlfahrt der Nation einlassen, noch sich pflichtwidrig gegen die Unterobrigkeiten betragen«. Das klingt also eher nach Brüdern vom Typ braver Bürger. Aber auch nur bei flüchtigem Hinhören. Denn gleichzeitig erteilt unser Reverend James Anderson offenbar gleich jedem Bruder im Voraus Absolution, der doch mal gegen die »Alte Pflicht« des »Möglichstbravseins« verstößt: Dieser Bruder sei dann zwar zu »bedauern«, solle auch keinesfalls »bestärkt werden«, aber man könne ihn wegen seines Widerstandsgeistes natürlich auch »nicht aus der Loge stoßen, und sein Verhältnis zu derselben bleibt unverletzlich«, sein Verhalten sei lediglich zu »missbilligen«.

Was denn jetzt? Braver Bürger, aber wenn nicht, ist auch nicht schlimm?

Das klingt zunächst mal wirklich alles etwas widersprüchlich. Ist es aber eigentlich überhaupt nicht. Diese leicht verworren anmutende öffentliche Erklärung in den Alten Pflichten hatte seinerzeit nämlich einen ganz bestimmten Zweck, der in dem zitierten Absatz sogar genannt wird: Die Brüder sollen »der bestehenden Regierung weder Vorwand noch Grund zu politischer Eifersucht geben«. Es geht hier also um Selbstschutz! Und zwar vor der Macht der damals noch herrschenden Fürsten und Despoten. Die konnten nämlich mit freimaurerischen Werten wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit naturgemäß nicht viel anfangen. Und mehr noch: Sie haben diese sogar im Interesse eigener Machterhaltung bekämpft.

Dieser freimaurerische Selbstschutz-Mechanismus, der da durchklingt, der begegnet uns übrigens in der Freimaurerei bis heute. Und war an mindestens drei Punkten:

1.) Bei der Aufnahme eines neuen Bruders, wenn der Logenmeister jedem dem Neuen versichert, dass in der Loge nichts geschieht, was gegen die Gesetze des Landes oder die guten Sitten verstößt.
2.) Im Gebot der Verschwiegenheit, keinen Bruder zu outen oder nach außen zu tragen, worüber in der Loge gesprochen wird (darauf gehen wir später ein)
2.) Und – apropos ‚worüber gesprochen wird‘ – wo noch? Im leider missverständlichen Gebot, in den Logen nicht über Politik (und Religion) zu sprechen…

wobei dieser dritte Punkt natürlich auch damit begründet wird, dass die Loge ja ein Ort sein soll, an dem Menschen, die sonst »in ständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen« friedlich miteinander umgehen sollen, ohne sich über Politik und Religion an die Köppe zu kriegen.

Dieses vermeintliche »no politics, no religion«-Gebot der Freimaurerei ist ja inzwischen glücklicherweise auch manch‘ Außenstehendem bekannt. Genau wie, dass manche Freimaurer sich durchaus gerne einige bekannte Revolutionäre auf die Fahnen schreiben. Ein Außenstehender hat mich deshalb kürzlich in mein Blog sogar sinngemäß gefragt: »Wenn in Euren Logen traditionell nicht über Politik und Religion gesprochen werden soll – wie konntet Ihr denn dann die ganzen Revolutionen anzetteln?«

Uff. Er hat natürlich zumindest insofern recht, als dass wir uns ja tatsächlich ganz gerne die Durchsetzung von »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit« auf die Fahne schreiben würden. Und das uns dann gleich einiges mehr zugeschrieben wird – sogar die französische Revolution – ist dann zwar ein Kurzschluß aber irgendwie kein Wunder mehr. Immerhin war ja die Französische Revolution Ausgangspunkt der Demokratisierung des modernen Europas. Und zwar nach dem (auch) freimaurerischen Motto »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit«. Dazu aber erst gleich mehr.

Wir springen jetzt zunächst mal von den »Alten Pflichten von 1723« rund 50 Jahre weiter – und zwar von London, wo von unserem Reverend die alten Pflichten geschrieben worden sind, nach Amerika, wo von Freimaurern Geschichte geschrieben wird. In Amerika treten nämlich 50 Jahre nach den Alten Pflichten von London die Ideen von Freiheit und Widerstand, die in den Alten Pflichten nur zaghaft anklingen, schon wesentlich deutlicher zutage. Und zwar im englischsprachigen Teil Amerikas. Genauer: In den britischen Kolonien (und diese Achse London-Amerika sollten wir auch im Hinterkopf behalten). Die Kolonisten haben’s inzwischen satt, weiter für die englische Krone zu buckeln. Und die führenden Köpfe der Kolonisten, die ja in Amerika eigentlich Freiheiten ‚gesucht‘ haben, die’s in Europa noch nicht gab, die haben 1776 ein Dokument verfasst, das Weltgeschichte schreiben wird, nämlich:

Die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Mit diesem Dokument sagen sich die britischen Kolonien in Amerika von England los. Auch hier ein Auszug:

»Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind. Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket. Zwar gebietet Klugheit, daß von langer Zeit her eingeführte Regierungen nicht um leichter und vergänglicher Ursachen willen verändert werden sollen; und demnach hat die Erfahrung von jeher gezeigt, daß Menschen, so lang das Uebel noch zu ertragen ist, lieber leiden und dulden wollen, als sich durch Umstossung solcher Regierungsformen, zu denen sie gewöhnt sind, selbst Recht und Hülfe verschaffen. Wenn aber eine lange Reihe von Mißhandlungen und gewaltsamen Eingriffen, auf einen und eben den Gegenstand unabläßig gerichtet, einen Anschlag an den Tag legt sie unter unumschränkte Herrschschaft zu bringen, so ist es ihr Recht, ja ihre Pflicht, solche Regierung abzuwerfen, und sich für ihre künftige Sicherheit neue Gewähren zu verschaffen.«

Auch diese Sätze noch mal auf den Punkt gebracht: Da wird also bereits aus dem Recht auf Freiheit auch deutlich ein Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung abgeleitet. Und was sind 50 von 56 Unterzeichner? Genau: Freimaurer! 

Folge dieser Unabhängigkeitserklärung: Ein Unabhängigkeitskrieg! Denn natürlich will die englische Krone ihr vermeintliches Eigentum – Land UND Leute – nicht kampflos aufgeben. 

Einer von denen, die freiwillig auf Seite der Freiheitskämpfer kämpfen ist: Der Marquis de Lafayette. Ein Franzose, der in Gegenwart George Washingtons (immerhin später erster Präsident der USA) noch in den 70ern in eine militärische Freimaurerloge in Morristown aufgenommen wird. 

Der Unabhängigkeitskrieg dauert bis 1783 und endet: Jawoll, mit der Freiheit! Damit hat auch der Marquis de Lafayette in Amerika erreicht, wofür er gekämpft hat, weshalb’s ihn zurück aufs europäische Festland zieht, wo in puncto Freiheit ja noch ‚etwas‘ Arbeit auf ihn wartet.

Zunächst schließt sich Lafayette auch in Europa einer Loge an. Und dann verfasst er nach amerikanischem Vorbild ein Dokument, dass ebenfalls Geschichte schreiben wird: Die »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789« (angenommen von der Nationalversammlung in Paris) – Zitat:

»Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. (…) Der Zweck jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese sind das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung. (…)«

Und man spricht laut Wikipedia damals sogar ganz offen und stolz von einer »Freimaurer-Demokratie«
– deren tragische Geburtswehen aber leider keine Schlachten gegen fremde Unterdrücker sind, sondern: Das Schlachten der »Französischen Revolution«!
Überall auf dem Kontinent erkämpft sich jetzt das unterdrückte Bürgertum Freiheit. Teils mit blutigen Exzessen.
Aber auf Könige folgen nach kurzen Freiheiten leider auch erstmal nur Diktatoren und Despoten.
Es rettet sich, wer kann – u. a. in die Vereinigten Staaten. Die erleben als schon einigermaße stabile Demokratie eine Blütezeit, wogegen von Stabilität in der Alten Welt erstmal mehr als 100 Jahre lang keine Rede sein kann!

Als sich irgendwann in Europa der Pulverdampf über Millionen Toten nach zwei Weltkriegen gelegt hat, da sieht’s endlich kurz so aus, als würde die Welt mal zur Besinnung kommen:
Der Großteil der Nationen rauft sich jedenfalls zusammen – im Verbund der »Vereinten Nation«. Und die verabschieden 1948 einen Text, der maßgeblich aus der Feder der Witwe eines US-Freimaurers stammt: Nämlich von der Frau des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten Theodor »Teddy« Roosevelt.

Vor allem Artikel 1 des Textes ist legendär: 

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.«

Na? Klingelt’s? »Vernunft und Gewissen«? »Brüderlichkeit«? Das hat man doch schon mal irgendwo gehört?! Natürlich: Und zwar u. a. in jeder freimauerischen Tempelarbeit. Ein Schelm, wer Gutes dabei denkt, denn:

Nein, große Enttäuschung! Das alles heißt natürlich NICHT, dass sich ‚die Freimaurer‘ die Amerikanische Unabhängigkeit, die Demokratisierung Europas und die Menschenrechte auf die Fahne schreiben können.
Man muss den Einfluss der Freimaurerei sogar bei den genannten Beispielen teilweise wieder relativieren: Der maßgebliche Autor der US-Unabhängigkeitserklärung war z. B. kein Freimaurer. Dafür aber mindestens zwei von fünf Co-Autoren sowie die meisten Unterzeichner.
Und es ist m. W. auch inzwischen nachgewiesen, dass diese legendäre Boston Tea Party (nennen wir sie mal euphemistisch den »Scheitelpunkt der Beziehungen zwischen England und seinen US-Kolonien«), nicht von Freimaurern initiiert worden ist, sondern von den sog. »Sons Of Liberty«, von denen jedoch einige auch Logenmitglieder waren.

Unstrittig ist allerdings, dass viele Revolutionäre wie bspw. Garibaldi in Italien oder Bolivar in Südamerika Freimaurer waren! Und bei all den bzw. dem Revolutionären – zumindest in der früheren Freimaurerei – kann man dann auch ganz gut verstehen, warum fast alle totalitären Regime die Freimaurerei verleumdet und Logen verboten haben.

Aber das ist inzwischen ja sowieso alles Geschichte. Und der ein oder andere kennt vielleicht mein Lieblingszitat von Br. Oscar Wilde: »Die einzige Pflicht, die wir der Geschichte gegenüber haben, ist, sie umzuschreiben!«

Mich interessiert deshalb auch hier viel mehr, was aus all dem Revolutionären der Freimaurerei eigentlich geworden ist. Insbesondere aus dem »Recht auf Freiheit« und dem daraus (auch) resultierenden »Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung«.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die sog. Neuen Pflichten von 1974. Auszug: 

»Der Freimaurer steht seinem Staat loyal gegenüber, solange dieser die Würde des Menschen und seine Rechte respektiert. Er lehnt jedoch jede Beschränkung ab, die eine Verständigung der Menschen untereinander behindert. (…) Die Arbeit der Freimaurer soll daher auf die Anerkennung der Menschenrechte in jeder Gemeinschaft zielen. (…) Zu den Pflichten gehört insbesondere die ständige kritische Auseinandersetzung mit allen Institutionen des Staates, um deren Missbrauch zu verhindern. (…)«

Diese »Neuen Pflichten« sind ein Versuch, die »Alten Pflichten« zeitgemäßer zu interpretieren. Begründung in der Prämambel: Dass man seit den Alten Pflichten viel erreicht habe und es nun eher an der Zeit wäre, die erkämpften Freiheiten zu verteidigen. Leider ist der Text den meisten Freimaurern wahrscheinlich aber genauso unbekannt, wie vermutlich der nächste: Der Versuch, die ‚Alte US-Unabhängigkeitserklärung‘ neu zu interpretieren. Ergebnis:

Die Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace, 1996 vom Bürger- und Netzrechtsaktivist John Perry Barlow auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos verkündet. Und zwar diesmal gegen die zunehmende politische Vereinnahmung, Regulierung und Instrumentalisierung des Internets. Auszug:

»Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Laßt uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr. (…) Wir erschaffen eine Welt, die alle betreten können ohne Bevorzugung oder Vorurteil bezüglich Rasse, Wohlstand, militärischer Macht und Herkunft. Wir erschaffen eine Welt, in der jeder Einzelne an jedem Ort seine oder ihre Überzeugungen ausdrücken darf, wie individuell sie auch sind, ohne Angst davor, im Schweigen der Konformität aufgehen zu müssen. (…) In den Vereinigten Staaten habt Ihr mit dem „Telecommunications Reform Act“ gerade ein Gesetz geschaffen, das Eure eigene Verfassung herabwürdigt und die Träume von Jefferson, Washington, Mill, Madison, Tocqueville und Brandeis beleidigt. Diese Träume müssen nun in uns wiedergeboren werden. (…) In China, Deutschland, Frankreich, Rußland, Singapur, Italien und den USA versucht Ihr, den Virus der Freiheit abzuwehren, indem Ihr Wachposten an den Grenzen des Cyberspace postiert (…), aber sie werden ohnmächtig sein in einer Welt, die schon bald von digitalen Medien umspannt sein wird. (…) Die zunehmenden feindlichen und kolonialen Maßnahmen versetzen uns in die Lage früherer Verteidiger von Freiheit und Selbstbestimmung, die die Autoritäten ferner und unwissender Mächte zurückweisen mussten. Wir müssen unser virtuelles Selbst Eurer Souveränität gegenüber als immun erklären, selbst wenn unsere Körper weiterhin Euren Regeln unterliegen. Wir werden uns über den gesamten Planeten ausbreiten, auf daß keiner unsere Gedanken mehr einsperren kann. (…) Wir werden im Cyberspace eine Zivilisation des Geistes erschaffen. Möge sie humaner und gerechter sein als die Welt, die Eure Regierungen bislang errichteten.«

Wow! Das ist Poesie – oder? Zeilen voller Zukunftsromantik (was übrigens kein Zufall ist: Der Autor des Textes war früher Sänger der berühmten Hippie-Band »Grateful Dead«). Aber selbst wenn ich mal realistisch bleibe, wenn ich mal alle Poesie wegschäle, dann bleibt doch noch ein Kern, der mir fast wie ein Keim von »Freimaurerei 2.0« vorkommt.

Schauen wir uns einfach mal diejenigen an, die diese Erklärung inspiriert hat: 

U. a. »Anonymous«. Die Hacker-Aktivisten kämpfen für eine heutzutage manchem (noch) radikal anmutende Form von Freiheits- und Bürgerrechten und gegen eine elektronische Totalüberwachung. Oder die »Whistleblower« von Wikileaks, die mit (heute noch) radikal anmutenden Mitteln für Aufklärung und Wahrheit streiten. Alle beiden Gruppen arbeiten im Schutz der Anonymität, und zwar der des Internets, über das sich die Aktivisten in Message-Boards, Foren und sozialen Netzwerken organisieren. Und sie üben sich – bei aller angestrebten Aufklärung – auch in Verschwiegenheit. Sie würden jedenfalls keinen ihrer Mitstreiter verraten. 

Und dann blicken wir jetzt doch noch mal zurück: Wofür haben noch mal die Freimaurer vor 200 Jahren gekämpft?
Für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – für Aufklärung und gegen Unterdrückung!
Und welche Schutzmaßnahmen haben sie ergriffen?
Jeder musste vor seinem Beitritt zum Bund schwören, keinem Außenstehenden zu verraten, wer noch Mitglied ist oder worüber in den Logen gesprochen wird.
Und wie haben sich die Freimaurer seinerzeit organisiert?
In Logen – die kürzlich von der Tageszeitung »Die Welt« nicht umsonst durchaus treffend als Vorläufer sozialer Netzwerke bezeichnet wurden! 

Ironie der Geschichte ist leider, dass ausgerechnet Freimaurer nun mit ihrer traditionellen und oft missverstandenen Verschwiegenheit manchem der heutigen Bürgerrechts-, Freiheits- und Wahrheits-Aktivisten als Feindbild gelten. Da hat also die Verleumdungs-Propaganda totalitärer Regime offenbar doch ganze Arbeit geleistet (und natürlich auch die wenigen aber dafür umso schwärzer anmutenden Schafe des Bundes). Und wahrscheinlich hat man es auch aus einer falsch verstandenen Verschwiegenheitstradition heraus viel zu lange nicht für nötig gehalten, sich zu erklären.

Wirklich dumm gelaufen!

Es hieß ja früher mal: Wissen ist Macht!
Heute muss man vielleicht eher sagen: Unwissen macht Macht! 

Und ich kann in diesem Sinne nur sagen: Ach wie gut, dass ich jetzt weiß, dass auch heute wieder Menschen im Sinne der freimaurerischen Vorväter kämpfen. Und zwar mit heute zeitgemäßen aber sicherlich z. T. noch gewöhnungsbedürftigen Mitteln. Zum Beispiel, in dem sie daran arbeiten, mehr Wissen frei verfügbar zu machen, um Machtmissbrauch Grenzen zu setzen. Sei es in der milden Form von »Wikipedia«. Oder womöglich sogar radikaler a la »Wikileaks«. Die Zeit wird zeigen, welcher Verdienst in 200 Jahren den heutigen ‚Revoluzzern‘ zukommt.

Klar ist mir aber geworden: Der heutige Widerstand gegen das, dessen ideengeschichtliche Basis die Freimaurerei vielleicht einst mitbereitet hat, ist oft nur ein Widerstand gegen das, was daraus geworden ist bzw. gemacht wurde und wird. Er richtet sich nicht gegen das, was ursprünglich gemeint war oder gar gegen die Idee der Freiheit an sich. Sondern nur gegen die Menschen, die die erkämpften Freiheiten beschneiden oder zu ihrem eigenen Vorteil missbrauchen wollen.

»Es ist eine Grundidee der Freimaurerei, dass alles Bestehende seine Form ändern muss.«

Also: Freunden wir uns ruhig im Sinne aller revolutionären Vorfahren mit den revolutionären Nachfahren der Freiheits- und Widerstands-Ideen an, sofern noch nicht geschehen. Und erinnern wir uns und andere aber immer wieder an das, was schon die freimaurerischen Vorväter wussten:

Freiheit ist schön und gut, Gleichheit eine tolle Idee. Aber beide können auch groteske Züge annehmen und missbraucht werden, sofern sie nicht im Zeichen der Brüderlichkeit, der Mitmenschlichkeit stehen – deshalb ja auch dieser wunderschöne freimaurerische ‚Dreisatz‘, an dem auch in Zukunft nichts fehlen darf:

Freiheit,
Gleichheit
UND:
Brüderlichkeit!

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Dieses Essay ist Teil (m)einer Reihe anlässlich des deutschen Nationalfeiertags, in der ich mich einerseits freimaurerisch-unpolitisch mit den Begriffen »Heimat« und »Vaterland« auseinandersetze, andererseits vorurteilsfrei einen Bruder zu Wort kommen lasse, der abseits der unpolitischen Loge politisch zum Rechtskonservativen neigt, und zudem mit diesem Aufsatz auch noch weltoffen den Ideen von »Einigkeit und Recht und Freiheit« nachspüre.

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